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Gedichte

Episodenführer:

Episode 1: Naturgedichte von Freiherr von Eichendorff

Episode 2: Naturgedichte und Lustiges von Christian Morgenstern

Episode 3: Das Lied der Linde (unbekannter Verfasser)

Episode 4: Friedrich Schiller

Episode 5: Weihnachtsgedichte (diverse)

Episode 6: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Episode 7: Friedensgedichte – Büffet des Friedens (diverse)

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„Gedichte für Dichte Episode 07: Friedensgedichte „Büffet des Friedens“ Gedichte über Frieden“ direkt öffnen

Friedensgedichte – Büffet des Friedens

Transkription:

Wir beginnen gleich mit unserem Buffet für den Frieden in dieser schattigen, virtuellen Waldlichtung am rauschenden Bächlein. Den Anfang macht ein unbekannter Verfasser, zitiert aus dem Morgenblatt für gebildete Stände vom 8. Januar 1815 (ab 1837 dann als „Morgenblatt für gebildete Leser“ bekannt, erschien 1807-1865 – fresh).

Suchst du den Frieden?
Die Erde hat ihn nicht;
Blumen hat sie, die vergehen,
Düfte hat sie, die verwehen,
Nächte hat sie ohne Licht.
Suchst du den Frieden?
Die Erde hat ihn nicht.


Nun ja, nach diesem etwas pessimistischen Start, kommen wir zu Siegfried August Mahlmann (1771 – 1826), einem deutschen Schriftsteller; der sieht das in seinem Freiheits-Gedicht etwas anders:

Um Einfluß quält sich Stolz; der Geiz, daß Geld sich mehre;
Der Höfling im Palast dient schwer um Schein und Ehre!
Der Glückliche lebt sich; in seiner freien Brust,
Da ist sein Stolz, sein Ruhm, sein Reichtum, seine Lust!
Frei wollt ihr alle sein und fesselt euer Leben!
Kehrt zur Natur zurück, nur sie kann Frieden geben!


Robert Hamerling (1830 – 1889), eigentlich Rupert Hammerling, ein österreichischer Roman- und Bühnenautor meinte zum Thema Frieden:

Solange tausendfältig Kain den Abel
Unblutig oder blutig, noch erschlägt;
Und nicht der Streit, den einst erregt zu Babel
Des Sprachenkampfs Erinnys, beigelegt –
Solang‘ nicht Poesie als Taub‘ im Schnabel
Des ewigen Völkerfriedens Ölzweig trägt –
Solang, sag ich euch, trotz der Fanfaren
Des Fortschrittsjubel, sind wir noch Barbaren!


Gerrit Engelke (1890 – 1918), ein deutscher Arbeiterdichter aus Hannover, gefallen im Ersten Weltkrieg, sagte zum Thema Frieden:

Menschen, Menschen alle, streckt die Hände
Ueber Meere, Wälder in die Welt zur Einigkeit!
Daß sich Herz zu Herzen sende:
Neue Zeit!

Starke Rührung soll aus euren Aufenthalten
Flutgleich wellen um den Erdeball,
Mensch-zu-Menschen-Liebe glühe, froh verhalten,
Ueberall!

Was gilt Westen, Süden, Nähe, Weitsein,
Wenn Euch Eine weltentkreiste Seele millionenfältigt!
Euer Mutter-Erde-Blut strömend Ich- und Zeitsein
Ueberwältigt!

Menschen! Alle Ihr aus einem Grunde,
Alle, Alle aus dem Ewig-Erde-Schoß,
Reißt euch fort aus Geldkampf, Krieg, der Steinstadt-Runde:
Werdet wieder kindergroß!

Menschen! Alle! drängt zur Herzbereitschaft!
Drängt zur Krönung Euer und der Erde!
Einiggroße Menschheitsfreunde, Welt- und Gottgemeinschaft
Werde!


Bewaffneter Friede von Wilhelm Busch (1832 – 1908), einem deutschen Zeichner, Maler und Schriftsteller ist dabei kein Widerspuch, sondern ehr als Weg zu solch einem Zustand zu verstehen. Wehrhaftigkeit um den Frieden wahren zu können:

Ganz unverhofft auf einem Hügel
sind sich begegnet Fuchs und Igel.
Halt! rief der Fuchs, du Bösewicht!
Kennst du des Königs Order nicht!
Ist nicht der Friede längst verkündigt,
Und weißt du nicht, daß jeder sündigt,
der immer noch gerüstet geht!
Im Namen seiner Majestät,
komm her und übergib dein Fell!

Der Igel sprach: Nur nicht so schnell,
nur nicht so schnell!
Laß dir erst deine Zähne brechen,
dann wollen wir uns weitersprechen.
Und also bald macht er sich rund,
zeigt seinen dichten Stachelbund
und trotzt getrost der ganzen Welt,
bewaffnet, doch als Friedensheld.


Und wir beschließen das Buffet mit dem weisen Laotse, der um das 6. Jh. v. Christus lebte, und einer weiteren Weisheit aus China. Laotse, was „der Alte“ bedeutet, war in legendenhafter chinesischer Philosoph und Begründer des Taoismus. Er sprach:

Damit es Frieden in der Welt gibt,
müssen die Völker in Frieden leben.

Damit es Frieden zwischen den Völkern gibt,
dürfen sich die Städte nicht gegeneinander erheben.

Damit es Frieden in den Städten gibt,
müssen sich die Nachbarn verstehen.

Damit es Frieden zwischen Nachbarn gibt,
muß im eigenen Haus Frieden herrschen.

Damit im Haus Frieden herrscht,
muß man ihn im eigenen Herzen finden.


Und ebenfalls aus der großen Kulturnation China stammt das folgende Sprichwort unbekannter Quelle:

Wenn Licht in der Seele ist,
ist Schönheit im Menschen.

Wenn Schönheit im Menschen ist,
ist Harmonie im Haus.

Wenn Harmonie im Haus ist,
ist Ordnung in der Nation.

Wenn Ordnung in der Nation ist,
ist Frieden in der Welt.

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„Gedichte für Dichte Episode 06: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben Jahreszyklus der Lyrik“ direkt öffnen

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Transkription:

Heute machen wir bei Gedichte für die intellektuelle und emotionale Dichte zur spirituellen Quelle, kurz Gedichte für Dichte, ein Jahreszyklus-Spezial – „Das Jahr in Gedichten“ mit August Heinrich Hoffmann von Fallersleben und seinem Jahreszyklus der Gedichte. Besonders bekannt ist Fallersleben für seine Kindergedichte und Kinderlieder wie „Ein Männlein steht im Walde…“, das nun wirklich jeder aus seiner Kindheit kennt.

Er war jedoch auch ein scharfer Beobachter der Natur um ihn herum und er schrieb zu jeder Jahreszeit wunderbare Gedichte, die die Stimmung in diesem jeweiligen Jahreszyklus äußerst treffen einfingen. Wir beginnen also mit dem ebenso betitelten „Neujahr“, dann zur „Frühlings Ankunft“ den „Libellentanz beobachtend, über Frühlingsgefühle und die Sommerwonne hin zur kalten Jahreszeit und schließlich Weihnachten. Ein weiteres Weihnachtsgesicht mit dem Titel „Der Traum“ findet ihr in der letzten Episode Gedichte für Dichte, unserem Weihnachtsspecial.

Neujahr

Das alte Jahr vergangen ist,
das neue Jahr beginnt.
Wir danken Gott zu dieser Frist.
Wohl uns, dass wir noch sind!

Wir sehn aufs alte Jahr zurück,
und haben neuen Mut.
Ein neues Jahr, ein neues Glück.
Die Zeit ist immer gut.

Ein neues Jahr, ein neues Glück.
Wir ziehen froh hinein.
Und: Vorwärts, vorwärts, nie zurück!
Das soll unsre Lösung sein.


Frühlings Ankunft

Grüner Schimmer spielet wieder
Drüben über Wies‘ und Feld.
Frohe Hoffnung senkt sich nieder
Auf die stumme trübe Welt.
Ja, nach langen Winterleiden
Kehrt der Frühling uns zurück,
Will die Welt in Freude kleiden,
Will uns bringen neues Glück.

Seht, ein Schmetterling als Bote
Zieht einher in Frühlingstracht,
Meldet uns, dass alles Tote
Nun zum Leben auferwacht.
Nur die Veilchen schüchtern wagen
Aufzuschau’n zum Sonnenschein;
Ist es doch, als ob sie fragen:
»Sollt‘ es denn schon Frühling sein?«

Seht, wie sich die Lerchen schwingen
In das blaue Himmelszelt!
Wie sie schwirren, wie sie singen
Über uns herab ins Feld!
Alles Leid entflieht auf Erden
Vor des Frühlings Freud‘ und Lust –
Nun, so soll’s auch Frühling werden,
Frühling auch in unsrer Brust!


Libellentanz

Wir Libellen
Hüpfen in die Kreuz und Quer,
Auf den Quellen
Und den Bächen hin und her.

Schwirrend schweben
Wir dahin im Sonnenglanz:
Unser Leben
Ist ein einz’ger Reigentanz.

Wir ernähren
Uns am Strahl des Sonnenlichts,
Und begehren,
Wünschen, hoffen weiter nichts

Mit dem Morgen
Traten wir ins Leben ein;
Ohne Sorgen
Schlafen wir am Abend ein.

Heute flirren
Wir in Freud‘ und Sonnenglanz;
Morgen schwirren
Andre hier im Reigentanz.


O glücklich, wer ein Herz gefunden!

O glücklich, wer ein Herz gefunden,
Das nur in Liebe denkt und sinnt

Und mit der Liebe treu verbunden
Sein schönres Leben erst beginnt!

Wo liebend sich zwei Herzen einen,
Nur eins zu sein in Freud und Leid,

Da muss des Himmels Sonne scheinen
Und heiter lächeln jede Zeit.

Die Liebe, nur die Lieb’ ist Leben:
Kannst du dein Herz der Liebe weihn,

So hat dir Gott genug gegeben,
Heil dir! Die ganze Welt ist dein!


Wie freu‘ ich mich der Sommerwonne!

Wie freu‘ ich mich der Sommerwonne,
Des frischen Grüns in Feld und Wald,
Wenn’s lebt und webt im Glanz der Sonne
Und wenn’s von allen Zweigen schallt!

Ich möchte jedes Blümchen fragen:
Hast du nicht einen Gruß für mich?
Ich möchte jedem Vogel sagen:
Sing, Vöglein, sing und freue dich!

Die Welt ist mein, ich fühl es wieder:
Wer wollte sich nicht ihrer freu’n,
Wenn er durch frohe Frühlingslieder
Sich seine Jugend kann erneu’n?

Kein Sehnen zieht mich in die Ferne,
Kein Hoffen lohnet mich mit Schmerz;
Da wo ich bin, da bin ich gerne,
Denn meine Heimat ist mein Herz.


Oh, wie ist es kalt geworden

Oh, wie ist es kalt geworden
Und so traurig, öd‘ und leer!
Raue Winde weh’n von Norden
Und die Sonne scheint nicht mehr.

Auf die Berge möcht‘ ich fliegen,
Möchte seh’n ein grünes Tal,
Möcht‘ in Gras und Blumen liegen
Und mich freu’n am Sonnenstrahl;

Möchte hören die Schalmeien 1)
Und der Herden Glockenklang,
Möchte freuen mich im Freien
An der Vögel süßem Sang.

Schöner Frühling, komm doch wieder,
Lieber Frühling, komm doch bald,
Bring‘ uns Blumen, Laub und Lieder,
Schmücke wieder Feld und Wald!

Ja, du bist uns treu geblieben,
Kommst nun bald in Pracht und Glanz,
Bringst nun bald all deinen Lieben
Sang und Freude, Spiel und Tanz.


Der Weihnachtsbaum

Von allen den Bäumen jung und alt,
Von allen den Bäumen groß und klein,
Von allen in unserm ganzen Wald,
Was mag doch der allerschönste sein?
Der schönste von allen weit und breit
Das ist doch allein, wer zweifelt dran?
Der Baum, der da grünet allezeit,
Den heute mir bringt der Weihnachtsmann. –

Wenn Alles schon schläft in stiller Nacht,
Dann holet er ihn bei Sternenschein
Und schlüpfet, eh‘ einer sich’s gedacht,
Gar heimlich damit ins Haus hinein.
Dann schmückt er mit Lichtern jeden Zweig,
Hängt Kuchen und Nüss‘ und Äpfel dran:
So macht er uns Alle freudenreich,
Der liebe, der gute Weihnachtsmann.

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„Gedichte für Dichte Episode 05: Weihnachten 2021 – Weihnachtsgedichte Ringelnatz Eichendorff Goethe“ direkt öffnen

Gedichte zu Weihnachten 2021

YT-Beschreibung:

Der Sirius Channel wünscht Frohe Weihnachten 2021 mit einer Sondersendung „Gedichte für die intellektuelle und emotionale Dichte zur spirituellen Quelle“, kurz Gedichte für Dichte. Genießt die ruhige Zeit!

Transkription:

Willkommen zurück zu Gedichte für die intellektuelle und emotionale Dichte zur spirituellen Quelle, kurz Gedichte für Dichte. Frohe Weihnachten wünscht euch das Team von Sirius Biznezz und vom Sirius Channel. Heute haben wir in Episode 5 ein Speciaaaal zu Xmas, früher auch bekannt unter dem Namen Weihnachten.

Heute beginnen wir mit zwei Gedichten von Ringelnatz, einmal „Vorfreude auf Weihnachten“ und ein Gedicht „Vom Schenken“, dann widmen wir uns August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, ebenfalls mit zwei Gedichten: „Der Traum“ und „Weihnachten“. Passend zu Weihnachten trägt das auf „Weihnachten“ folgende Gedicht ebenfalls den Titel „Weihnachten“, geschrieben von Joseph von Eichendorff, mit dessen Naturgedichten wir die Reihe Gedichte für die intellektuelle und emotionale Dichte zur spirituellen Quelle, kurz Gedichte für Dichte, gestartet haben.

„Bäume leuchtend“ von Johann Wolfgang von Goethe markiert dann den ästhetischen Höhepunkt und den Abschluß macht das schnoddrige, aber durchaus reizvolle „Berliner Weihnacht 1918“ von Klabund, einem Synonym des Berliner Schriftstellers Alfred Georg Hermann „Fredi“ Henschke. Den Anfang macht, wie bereits erwähnt, der eigentlich als Satiriker und für seine skurrilen Texte bekannte Joachim Ringelnatz, der hier aber zwei wirklich schöne Werke abliefert.

Vorfreude auf Weihnachten

Ein Kind – von einem Schiefertafel-Schwämmchen
Umhüpft – rennt froh durch mein Gemüt.

Bald ist es Weihnacht! – Wenn der Christbaum blüht,
Dann blüht er Flämmchen.
Und Flämmchen heizen. Und die Wärme stimmt
Uns mild. – Es werden Lieder, Düfte fächeln. –

Wer nicht mehr Flämmchen hat, wem nur noch Fünkchen glimmt,
Wird dann doch gütig lächeln.

Wenn wir im Traume eines ewigen Traumes
Alle unfeindlich sind – einmal im Jahr! –
Uns alle Kinder fühlen eines Baumes.

Wie es sein soll, wie’s allen einmal war.

(Joachim Ringelnatz)


Vom Schenken

Schenke groß oder klein,
aber immer gediegen.
Wenn die Bedachten die Gabe wiegen,
sei dein Gewissen rein.

Schenke herzlich und frei.
Schenke dabei,
was in dir wohnt
an Meinung, Geschmack und Humor,
so dass die eigene Freude zuvor
dich reichlich belohnt.

Schenke mit Geist ohne List.
Sei eingedenk,
dass dein Geschenk –
Du selber bist.

(Joachim Ringelnatz)


Der Traum

Ich lag und schlief; da träumte mir
ein wunderschöner Traum:
Es stand auf unserm Tisch vor mir
ein hoher Weihnachtsbaum.

Und bunte Lichter ohne Zahl,
die brannten ringsumher;
die Zweige waren allzumal
von goldnen Äpfeln schwer.

Und Zuckerpuppen hingen dran;
das war mal eine Pracht!
Da gab’s, was ich nur wünschen kann
und was mir Freude macht.

Und als ich nach dem Baume sah
und ganz verwundert stand,
nach einem Apfel griff ich da,
und alles, alles schwand.

Da wacht‘ ich auf aus meinem Traum,
und dunkel war’s um mich.
Du lieber, schöner Weihnachtsbaum,
sag an, wo find‘ ich dich?

(August Heinrich Hoffmann von Fallersleben)


Weihnachten

Zwar ist das Jahr an Festen reich,
Doch ist kein Fest dem Feste gleich,
Worauf wir Kinder Jahr aus Jahr ein
Stets harren in süßer Lust und Pein.

O schöne, herrliche Weihnachtszeit,
Was bringst du Lust und Fröhlichkeit!
Wenn der heilige Christ in jedem Haus
Teilt seine lieben Gaben aus.

Und ist das Häuschen noch so klein,
So kommt der heilige Christ hinein,
Und Alle sind ihm lieb wie die Seinen,
Die Armen und Reichen, die Großen und Kleinen.

Der heilige Christ an Alle denkt,
Ein Jedes wird von ihm beschenkt.
Drum lasst uns freu’n und dankbar sein!
Er denkt auch unser, mein und dein.

(August Heinrich Hoffmann von Fallersleben)

Das war das erste Gedicht mit dem Titel Weihnachten, in dem Fall von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, dem wir nächste Woche zum Jahresabschluß eine ganze Folge Gedichte für Dichte – „Das Jahr in Gedichten“ widmen. Das folgende Gedicht „Weihnachten“ ist von Joseph von Eichendorff, mit dem wir die Serie begannen und so schließt sich der Kreis:

Weihnachten

Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh’ ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus in’s freie Feld,
Hehres Glänzen, heil’ges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schneees Einsamkeit
Steigt’s wie wunderbares Singen –
O du gnadenreiche Zeit!

(Joseph von Eichendorff)


Bäume leuchtend

Bäume leuchtend, Bäume blendend,
Überall das Süße spendend.
In dem Glanze sich bewegend,
Alt und junges Herz erregend –
Solch ein Fest ist uns bescheret.
Mancher Gaben Schmuck verehret;
Staunend schaun wir auf und nieder,
Hin und Her und immer wieder.

Aber, Fürst, wenn dir’s begegnet
Und ein Abend so dich segnet,
Dass als Lichter, dass als Flammen
Von dir glänzten all zusammen
Alles, was du ausgerichtet,
Alle, die sich dir verpflichtet:
Mit erhöhten Geistesblicken
Fühltest herrliches Entzücken.

(Johann Wolfgang von Goethe)

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„Gedichte für Dichte Episode 04: Friedrich Schiller – Der Handschuh, Geburtstagsgedicht, Hoffnung“ direkt öffnen

Friedrich Schiller

Transkription:

Willkommen bei Gedichte für intellektuelle und emotionale Dichte zur spirituellen Quelle, kurz: Gedichte für Dichte. Heute mit keinem Geringeren als dem Superstar der deutschen Dichter-Szene, Friedrich „The One And Only“ Schiller. Oder für Fans des gepflegten Rap-Musik: Friedrich von Schiller, Da Lyrical Illa Killa! Da jeder Schiller kennt, haben wir uns entschlossen, hier ein paar weniger bekannte Gedichte von ihm vorzutragen. Den Anfang macht ein Rittergedicht, quasi als Crossover zu unseren Sirius Tales – Burgensagen – dem Lieblingsformat unseres Cutters.

Das Rittergedicht „Der Handschuh“ wird gefolgt von einem „Geburtstagsgedicht“ und schließlich beenden wir dir Folge mit „Hoffnung“ – so wie es sein soll. Bereit, wenn ihr es seid. Schnallt euch an bzw. gürtet euch, wir ziehen ins Mittelalter zu König Franz und dem Schauspiel in der Löwen-Arena…

Rittergedicht „Der Handschuh“

Vor seinem Löwengarten,
Das Kampfspiel zu erwarten,
Saß König Franz,
Und um ihn die Großen der Krone,
Und rings auf hohem Balkone
Die Damen in schönem Kranz.
Und wie er winkt mit dem Finger,
Auf tut sich der zweite Zwinger,
Und hinein mit bedächtigem Schritt
Ein Löwe tritt,
Und sieht sich stumm
Rings um
Mit langem Gähnen
Und schüttelt die Mähnen
Und streckt die Glieder
Und legt sich nieder.

Und der König winkt wieder. –
Da öffnet sich behend
Ein zweites Tor,
Daraus rennt
Mit wildem Sprunge
Ein Tiger hervor.
Wie er den Löwen erschaut,
Brüllt er laut,
Schlägt mit dem Schweif
Einen furchtbaren Reif
Und recket die Zunge,
Und im Kreise scheu
Umgeht er den Leu,
Grimmig schnurrend;
Drauf streckt er sich murrend
Zur Seite nieder.

Und der König winkt wieder. –
Da speit das doppelt geöffnete Haus
Zwei Leoparden auf einmal aus.
Die stürzen mit mutiger Kampfbegier
Auf das Tigertier;
Das packt sie mit seinen grimmigen Tatzen.
Und der Leu mit Gebrüll
Richtet sich auf, da wird’s still;
Und herum im Kreis,
Von Mordsucht heiß,
Lagern sich die gräulichen Katzen.

Da fällt von des Altans Rand
Ein Handtuch von schöner Hand
Zwischen den Tiger und den Leu’n
Mitten hinein.

Und zu Ritter Delorges, spottender Weis‘,
Wendet sich Fräulein Kunigunde:
„Herr Ritter, ist eure Liebe so heiß,
Wie ihr mir’s schwört zu jeder Stunde,
Ei, so hebt mir den Handschuh auf!“

Und der Ritter in schnellem Lauf
Steigt hinab in den furchtbar’n Zwinger
Mit festem Schritte,
Und aus der Ungeheuer Mitte
Nimmt er den Handschuh mit keckem Finger.

Und mit Erstaunen und mit Grauen
Sehen’s die Ritter und Edelfrauen,
Und gelassen bringt er den Handschuh zurück.
Da schallt ihm sein Lob aus jedem Munde.
Aber mit zärtlichem Liebesblick –
Er verheißt ihm sein nahes Glück –
Empfängt ihn Fräulein Kunigunde.
Und er wirft ihr den Handschuh in’s Gesicht.
„Den Dank, Dame, begehr‘ ich nicht!“
Und verlässt sie zur selben Stunde.


Soweit das Ritterdicht , kommen wir nun zum

Geburtstagsgedicht von Schiller

Rastlos vorwärts musst du streben,
nie ermüdet Stille stehn,
willst du die Vollendung sehn,
musst ins Breite dich entfalten,
soll sich deine Welt gestalten,
in die Tiefe musst du steigen,
soll sich dir das Wesen zeigen,
nur Beharrung führt zum Ziel,
nur die Fülle führt zur Klarheit,
und im Abgrund wohnt die Wahrheit.


Zu guter Letzt noch etwas Hoffnung für euren weiteren Weg. Daumen hoch, teilen, abonnieren und Glocke aktivieren, wenn ihr hier nichts verpassen wollt.

Hoffnung

Es reden und träumen die Menschen viel
Von bessern künftigen Tagen,
Nach einem glücklichen goldenen Ziel
Sieht man sie rennen und jagen.
Die Welt wird als und wird wieder jung,
Doch der Mensch hofft immer Verbesserung.

Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
Sie umflattert den fröhlichen Knaben,
Den Jüngling locket ihr Zauberschein,
Sie wird mit dem Greis begraben,
Denn beschließt er im Grabe den müden Lauf,
Noch am Grabe pflanzt er – die Hoffnung auf.

Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn,
Erzeugt im Gehirne des Toren,
Im Herzen kündet es laut sich an:
Zu was Besserem sind wir geboren!
Und was die innere Stimme spricht,
Das täuscht die hoffende Seele nicht.

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„Gedichte für Dichte Episode 03: Das Lied der Linde“ direkt öffnen

Das Lied der Linde

Transkription:

Willkommen bei Gedichte für intellektuelle und emotionale Dichte zur spirituellen Quelle, kurz Gedichte für Dichte. In unserer nunmehr dritten Episode geht es um das mystisch-prophetische „Lied der Linde“, das momentan im Internet die Runde macht. Keine Angst, ich werde es nicht singen! Sowohl Autor als auch Melodie dieses Liedes sind sowieso völlig unbekannt. Die Legende besagt, dass man um das Jahr 1850 am Weg zum Staffelberg beim oberfränkischen Bad Staffelstein im Stamm einer wohl über 1000 Jahre alten Linde dieses prophetische Lied eingeritzt fand. Sein Inhalt ist teilweise erdrückend und gemessen an dem, was die letzten 170 Jahre passiert ist auch überraschend treffsicher. Weil das Lied der Linde im Moment viel verbreitet wird und auch am Ende ein wenig Hoffnung auf eine goldene Zeit und Weltfrieden verspricht, haben wir uns entschlossen uns diesem Thema anzunehmen. Aber gibt es möglicherweise ein dunkles Geheimnis, dass dieses Lied umgibt?

Leider wurde 1990 die besagte Linde gefällt, doch gerade wegen der prophetisch anmutenden Vorhersagen und dem Fokus auf Deutschland wird das Lied für unsere Zeit immer bedeutender. Wir hätten dieses Gedicht auch in unserer Reihe Sirius Tales – Zukunftsvisionen bringen können, auf die wir an der Stelle noch einmal hinweisen möchten – betrachtet es als eine Art Crossover zwischen diesen beiden Formaten. Auch deckt sich vieles mit einem deutschen Seher namens Alois Irlmaier, durch den wir auf das „Lied der Linde“ stießen und den wir zusammen mit seinen Vorhersagen mit Sicherheit in der nächsten Staffel Zukunftsvisionen, in der wir uns auf klassische Seher konzentrieren wollen, noch näher betrachten werden.

Der Text soll Mitte des 20. Jahrhunderts aus dem Besitz zweier Familien unabhängig voneinander aufgetaucht sein und auch die Existenz der Linde als zumindest einer der ältesten deutschen Bäume ist durch Fotografien bestätigt. Die sechste Strophe handelt von Karl dem Großen, der in Rom zum Kaiser gekrönt wurde. Das war im Jahre 800 zu Weihnachten. Nimmt man 160 mal 7 Jahre, wie im Vers beschrieben, erhält man 1120. Rechnet man 800 dazu, kommt man auf das Jahr 1920. Da war Deutschland wirklich in einer katastrophalen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation.

Was meint ihr, ist etwas an den noch nicht erfüllten Prophezeiungen dran? Lasst es uns in den Kommentaren wissen und denkt daran – Daumen hoch, teilen, abonnieren und Glocke aktivieren, wenn es euch gefällt. Bleibt auf jeden Fall bis zum Ende dran, denn es gibt noch einige interessante Anmerkungen zu dem Text gegen Ende des Videos. Seid ihr bereit? Dann legen wir los:

(Beschreibung des Lindenbaumes)

Alte Linde bei der heiligen Klamm,

Ehrfurchtsvoll betast‘ ich deinen Stamm,

Karl den Großen hast du schon gesehn,

Wenn der Größte kommt, wirst du noch stehe’n

Dreißig Ellen mißt dein grauer Saum,

aller deutschen Lande ältester Baum,

Kriege, Hunger schautest, Seuchennot,

Neues Leben wieder, neuen Tod.

Schon seit langer Zeit dein Stamm ist hohl,

Roß und Reiter bargest du einst wohl,

Bis die Kluft dir sacht mit milder Hand

Breiten Reif um deine Stirne wand.

Alte Linde, die du alles weißt,

Teil uns gütig mit von deinem Geist,

Send ins Werden deinen Seherblick,

Künde Deutschlands und der Welt Geschick!

(Deutschlands Schicksal)

Großer Kaiser Karl, in Rom geweiht,

Eckstein sollst du bleiben deutscher Zeit,

Hundertsechzig sieben Jahre Frist

Deutschland bis ins Mark getroffen ist.

Fremden Völkern front dein Sohn als Knecht,

Tut und läßt, was ihren Sklaven recht,

Grausam hat zerrissen Feindeshand

Eines Blutes, einer Sprache Band.

Zehre, Magen, zehr‘ vom deutschen Saft,

Bis mir einmal endet deine Kraft,

Krankt das Herz, siecht ganzer Körper hin,

Deutschlands Elend ist der Welt Ruin.

Ernten schwinden doch die Kriege nicht,

und der Bruder gegen Bruder ficht,

Mit der Sens‘ und Schaufel sich bewehrt,

Wenn verloren gegen Flint‘ und Schwert.

Arme werden reich des Geldes rasch,

Doch der rasche Reichtum wir zur Asch‘

Ärmer alle mit dem größ’ren Schatz.

Minder Menschen, enger noch der Platz.

(Zeit nach der Monarchie)

Da die Herrscherthrone abgeschafft,

Wird das Herrschen Spiel und Leidenschaft,

Bis der Tag kommt, wo sich glaubt verdammt;

Wer berufen wird zu einem Amt.

Bauer heuert bis zum Wendetag,

All sein Müh’n ins Wasser nur ein Schlag,

Mahnwort fällt auf Wüstensand,

Hörer findet nur der Unverstand.

Wer die meisten Sünden hat,

Fühlt als Richter sich und höchster Rat,

Raucht das Blut, wird wilder nur das Tier,

Raub zur Arbeit wird und Mord zur Gier.

(Verfolgung von Priestern in Rom)

Rom zerhaut wie Vieh die Priesterschar,

Schonet nicht den Greis im Silberhaar,

Über Leichen muß der Höchste flieh’n

Und verfolgt von Ort zu Orte ziehn.

Gottverlassen scheint er, ist es nicht,

Felsenfest im Glauben, treu der Pflicht,

Leistet auch in Not er nicht Verzicht,

Bringt den Gottesstreit vors nah‘ Gericht.

(Dreitägige Finsternis)

Winter kommt, drei Tage Finsternis,

Blitz und Donner und der Erde Riß,

Bet‘ daheim, verlasse nicht das Haus!

Auch am Fenster schaue nicht den Graus!

Eine Kerze gibt die ganze Zeit allein,

Wofern sie brennen will, dir Schein,

Giftiger Odem dringt aus Staubesnacht,

Schwarze Seuche, schlimmste Menschenschlacht.

Gleiches allen Erdgebor’nen droht,

Doch die Guten sterben sel’gen Tod,

Viel Getreue bleiben wunderbar

Frei von Atemkrampf und Pestgefahr.

(Untergang vieler Städte)

Eine große Stadt der Schlamm verschlingt,

Eine and’re mit dem Feuer ringt,

Alle Städte totenstill,

Auf dem Wiener Stephansplatz wächst Dill.

(Viele Tote und Verrückte)

Zählst du alle Menschen auf der Welt,

wirst du finden, daß ein Drittel fehlt,

Was noch übrig, schau in jedes Land,

Hat zur Hälft‘ verloren den Verstand.

(Kurzzeitherrscher bringen Völker in Armut)

Wie im Sturm ein steuerloses Schiff,

Preisgegeben einem jeden Riff,

Schwankt herum der

Eintags-Herrscher-Schwarm,

Macht die Bürger ärmer noch als arm.

Denn des Elend einz’ger Hoffnungsstern

Eines bessern Tages ist endlos fern.

„Heiland, sende den du senden mußt!“

Tönt es angstvoll aus des Menschen Brust.

(Bewusstseinswandel oder Polsprung)

Nimmt die Erde plötzlich andern Lauf,

Steigt ein neuer Hoffnungsstern herauf?

„Alles ist verloren!“ hier’s noch klingt,

„Alles ist gerettet“, Wien schon singt.

(Ordnungsstifter aus dem Osten)

Ja, vom Osten kommt der starke Held,

Ordnung bringend der verwirrten Welt.

Weiße Blumen um das Herz des Herrn,

Seinem Rufe folgt der Wack’re gern.

alle Störer er zu Paaren treibt,

Deutschem Reiche deutsches Recht er schreibt,

Bunter Fremdling, unwillkomm’ner Gast,

Flieh die Flur, die du gepflügt nicht hast.

(Rückkehr des Kaisers nach Rom)

Gottes Held ein unzertrennlich Band

Schmiedest du um alles deutsche Land.

Den Verbannten führest du nach Rom

Großer Kaiserweihe schaut der Dom.

(Versöhnung zwischen arm und reich)

Preis dem einundzwanzigsten Konzil,

Das den Völkern weist ihr höchstes Ziel,

Und durch strengen Lebenssatz verbürgt,

Daß nun reich und arm sich nicht mehr würgt.

(Rolle Deutschlands)

Deutscher Nam‘, du littest schwer,

Wieder glänzt um dich die alte Ehr‘,

Wächst um den verschlung’nen Doppelast,

Dessen Schatten sucht gar mancher Gast.

Dantes und Cervantes welscher Laut

Schon dem deutschen Kinde ist vertraut,

Und am Tiber – wie am Ebrostrand

Liegt der braune Freund von Hermannsland.

(Der engelsgleiche Völkerhirte)

Wenn der engelgleiche Völkerhirt‘

Wie Antonius zum Wandrer wird,

Den Verirrten barfuß Predigt hält,

Neuer Frühling lacht der ganzen Welt.

(Einheitskirche unter einem Hirten)

Alle Kirchen einig und vereint,

eine Herde einz’ger Hirt erscheint.

Halbmond mählich weicht dem Kreuze ganz,

Schwarzes Land erstrahlt im Glaubensglanz.

(Goldenes Friedensreich)

Reiche Ernten schau ich jedes Jahr,

Weiser Männer eine große Schar,

Seuch‘ und Kriegen ist die Welt entrückt,

Wer die Zeit erlebt, ist hochbeglückt.

Dieses kündet deutschem Mann und Kind

Leidend mit dem Land die alte Lind‘,

Daß der Hochmut mach‘ das Maß nicht voll,

Der Gerechte nicht verzweifeln soll!

Das war es mit dem mystisch-prophetischen „Lied der Linde“. Anhand der Einblendungen konntet ihr schon sehen, worum es inhaltlich in den verschiedenen Teilen ging. Zunächst hatte wir eine Beschreibung der Linde an sich als den ältesten Baum in deutschen Landen. Dann ging es um das Schicksal Deutschlands, die korrekt vorhergesagte Zeit nach der Monarchie, dann eine Priesterverfolgung in Rom und eine drei Tage andauernde Finsternis, die wir so auch bei dem bereits erwähnten Seher Alois Irlmaier finden.

Nach der Dunkelheit wird das Lied der Linde richtig düster – es ist von untergehenden Städten die Rede, von vielen Toten und dass die Hälfte der übrig gebliebenen Menschen den Verstand verlieren. Es folgt eine nie dagewesene Armut und entweder ein Bewusstseinswandel oder der Polsprung bzw. die Verschiebung der Erdachse, was Naturkatastrophen auslösen würde. Interessanterweise hatten wir bei Zukunftsvisionen ebenfalls das Thema Polsprung – hier gingen die Wissenschaftler der 1980er von einem Polsprung um das Jahr 4000 aus, also noch genug Zeit für die Prophezeihungen im Lied der Linde sich zu erfüllen.

Und dann wird es sehr kurios, bleibt dran, jetzt wird es richtig spannend: Denn dann kommt jemand aus dem Osten, der die Ordnung in Deutschland wieder herstellt. Unredliche, bunte Menschen, die nur auf Kosten der Deutschen gelebt haben, müssen fliehen. Der deutsch-römische Kaiser kehrt zurück und die Deutschen haben Verbündete mit brauner Haut – verschlüsselt genannt werden hier die Spanier (Stichwort: Ebrostrand) und Italiener (Tiber). Auch Dante (Hinweis auf Römer) und Cervantes (Spanier) deuten auf diese zwei Nationalitäten als deutsche Verbündete hin. Der Begriff „welsch“ ist hier doppeldeutig: Welschen sind französisch-sprachige Schweizer, aber es ist aber auch der alt-germanische Begriff für die antiken Römer, der hier eher gemeint sein dürfte.

Danach folgen römisch-christliche Referenzen mit Antonius, einer Predigt, dem Adjektiv engelsgleich und es ist von einer Einheitskirche unter dem Kreuz die Rede, die den Halbmond, also den Islam, vertreibt. Am Ende wird sich ein goldenes Friedensreich ergeben, in dem alle Menschen glücklich leben. Aufällig ist, dass sich vieles im Lied der Linde mit stark rechts gerichteten, nationalistischen Narrativen deckt. Es gibt seit 2010 auch eine rechtsextreme Kleidungsmarke namens Hermannsland und die rechtsgerichtete Formation Übermensch hat einen Song über das Lied der Linde herausgebracht, das sich auf diese Sage bezieht – diese Motive werden also auch in rechtsradikalen Kreisen gerne aufgenommen und zelebriert.

Des weiteren handelt es sich bei den Spaniern und den Italienern auch um die faschistischen Verbündeten des Dritten Reichs und das Lied der Linde ist offensichtlich migrations- und islamfeindlich, was sich aber auch durch den alten christlichen Kontext im Hinblick auf die Kreuzzüge erklären lässt. Was uns bei den Recherchen aber wirklich irritiert hat, ist dass es zwar Fotografien von der alten Linde gibt, aber keine von dem konkret eingeritzten Gedicht bzw. Lied. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, dass es sich hier um ein im Nachgang entstandenes Werk handelt und dass deshalb die ersten Verse so treffend sind. Möglicherweise hat sich hier jemand die bereits vollzogene deutsche Geschichte kombiniert mit Alois Irlmaiers Vorhersagen zur Grundlage für ein Gedicht gemacht, das viel neueren Datums ist.

Wir sind gespannt auf eure Kommentare – haltet ihr das Lied der Linde für authentisch, ist es für euch eine legitime Prophetie und gefällt es euch denn überhaupt? Wir machen hier kein politisches Format, aber wir sehen uns gemäß dem Motto unseres Kanals „Persönlichkeitsentwicklung, Wissen und Spaß im Leben“ auch dazu verpflichtet auf solche Dinge hinzuweisen, wenn sie uns bei den Recherchen auffallen. Dazu muss man das Werk an sich immer losgelöst vom Künstler sehen, sonst müssten wir viele wunderbare Kunstwerke verdammen, denn kein Mensch ist perfekt und Künstler gelten generell als eher exzentrisch. Es gibt daher viele Künstler mit zweifelhaftem Werdegang und Motiven, die trotzdem objektiv große Kunst geschaffen haben.

Manchmal ist es aber auch notwendig, einen Blick auf das mögliche Motiv hinter einem Kunstwerk zu werfen – ein perfektes Beispiel ist hier Leni Riefenstahl und der Nazi-Propagandafilm „Triumph des Willens“, der objektiv ein hervorragendes Kunstwerk seiner Zeit ist, das filmisch im wahrsten Sinne des Wortes viele neue Perspektiven eröffnet hat, inhaltlich aber bewusst manipulativ-propagandistisch gestaltet wurde – so wie fast alles, was ihr heute im TV seht, also schaltet den Fernseher ab, wie schon Peter Lustig es äußerst treffend sagte. Dem zensurfreien Internet und dem Sirius Channel gehört die Zukunft und ihr sitzt hier bei uns wirklich in der ersten Reihe. Bis dennja.

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„Gedichte für Dichte Episode 02: Christian Morgenstern“ direkt öffnen

Christian Morgenstern – Naturgedichte und Lustiges

Transkription:

Willkommen bei Gedichte für intellektuelle und emotionale Dichte zur spirituellen Quelle, kurz Gedichte für Dichte. In unserer zweiten Episode geht es um die Naturgedichte und nahezu hellseherische Lyrik von Christian Morgenstern, der von 1871 bis 1914 lebte. (* 06.05.1871, † 31.03.1914) Einige der Gedichte sind aus seinem bekannten Werk „Galgenlieder“, es ist entgegen dem Titel aber eher ein Samelsurium lustiger und dennoch irgendwie tiefsinniger Gedichte.

Wir steigen gleich ein, also zieht die Yoga-Matte unter dem Schreibtisch vor, rollt sie aus und begebt euch in meditative Stimmung. Die Natur-Atmos sind im Anmarsch, die Atmung kontrollieren, aufrechter Sitz und los geht’s.Bühne frei für den einmaligen und einzigartigen, verrückten Chrisitian Morgenstern:

Auf der Wiese…

Auf der Wiese webt und schwebt

Elbenringelreigen;

Feiner Flüsschen Schnee sich hebt

zu geheimen Geigen.

Schleier schlingen sich im Ring,

Silberflechten flimmern,

Flügel wie vom Schmetterling

scheu im Monde schimmern.

Jedes Köpfchen krönt ein Kranz

goldner Leuchtlaternchen,

wunderwirr verstrickt der Tanz

all die tausend Sternchen.


Siehe, auch ich – lebe

Also ihr lebt noch, alle, alle, ihr,
am Bach ihr Weiden und am Hang ihr Birken,
und fangt von neuem an, euch auszuwirken,
und wart so lang nur Schlummernde, gleich – mir.

Siehe, du Blume hier, du Vogel dort,
sieh, wie auch ich von neuem mich erhebe…
Voll innern Jubels treib ich Wort auf Wort…
Siehe, auch ich, ich schien nur tot. Ich lebe!


Hier im Wald

Hier im Wald mit dir zu liegen,
moosgebettet, windumatmet,
in das Flüstern, in das Rauschen
leise liebe Worte mischend,
öfter aber noch dem Schweigen
lange Küsse zugesellend,
unerschöpflich – unersättlich,
hingegebne, hingenommne,
ineinander aufgelöste,
zeitvergeßne, weltvergeßne.
Hier im Wald mit dir zu liegen,
moosgebettet, windumatmet…


Das ästhetische Wiesel

Ein Wiesel

saß auf einem Kiesel

Inmitten Bachgeriesel.

Wißt ihr

weshalb?

Das Mondkalb

verriet es mir

Im Stillen:

Das raffinier-

te Tier

tat′s um des Reimes willen.


Die Schildkrökröte

„Ich bin nun tausend Jahre alt

und werde täglich älter;

der Gotenkönig Theobald

erzog mich im Behälter.

Seitdem ist mancherlei geschehn,

doch weiß ich nichts davon;

zur Zeit, da läßt für Geld mich sehn

ein Kaufmann zu Heilbronn.

Ich kenne nicht des Todes Bild

und nicht des Sterbens Nöte:

Ich bin die Schild – ich bin die Schild –

ich bin die Schild – krö – kröte.“


Das Mondschaf [1]

Das Mondschaf steht auf weiter Flur.

Es harrt und harrt der großen Schur.

Das Mondschaf.

Das Mondschaf rupft sich einen Halm

Und geht dann heim auf seine Alm.

Das Mondschaf.

Das Mondschaf spricht zu sich im Traum:

„Ich bin des Weltalls dunkler Raum.“

Das Mondschaf.

Das Mondschaf liegt am Morgen tot.

Sein Leib ist weiß, die Sonn′ ist rot.

Das Mondschaf.

Das Mondschaf [2]

Das Mondschaf sagt sich selbst gut Nacht,

d.h., es wurde überdacht

von seinem eigenen Denker:

Der übergibt dies alles sich

mit einem kurzen Federstrich

als seinem eigenen Henker.


Der Mond

Als Gott den lieben Mond erschuf,

gab er ihm folgenden Beruf:

Beim Zu- sowohl wie beim Abnehmen

sich deutschen Lesern zu bequemen,

ein a formierend und ein z –

daß keiner groß zu denken hätt′.

Befolgend dies ward der Trabant

ein völlig deutscher Gegenstand.


Christian Morgenstern war seiner Zeit weit voraus. Er verband seine Naturgedichte nicht nur mit so ziemlich allem, was ihm gerade in den Sinn kam, sondern auch mit anti-cis-normativen Narrativen, die zur damaligen Zeit als bloßer Spaß am Dichten galten. Hier in dem folgenden Gedicht geht es jedoch aus heutiger Sicht mit nahezu erschlagender Klarheit um genderfluide Hasen und das Selbstverständnis der LGBTQplus Bewegung und gleich danach im darauf folgenden Gedicht um das Eheleben eines homosexuelles Eselspaares. Eine Celebratio der sexuellen Befreiung. Für den Regenbogen, Leute. Peace!


Drei Hasen – Eine groteske Ballade

Drei Hasen tanzen im Mondschein

im Wiesenwinkel am See:

Der eine ist ein Löwe,

der andre eine Möwe,

der dritte ist ein Reh.

Wer fragt, der ist gerichtet,

hier wird nicht kommentiert,

hier wird an sich gedichtet;

doch fühlst du dich verpflichtet,

erheb sie ins Geviert,

und füge dazu den Purzel

von einem Purzelbaum,

und zieh aus dem Ganzen die Wurzel

und träum den Extrakt als Traum.

Dann wirst du die Hasen sehen

im Wiesenwinkel am See,

wie sie auf silbernen Zehen

im Mond sich wunderlich drehen

als Löwe, Möwe und Reh.


Die beiden Esel

Ein finstrer Esel sprach einmal

zu seinem ehlichen Gemahl:

„Ich bin so dumm, du bist so dumm,

wir wollen sterben gehen, kumm!“

Doch wie es kommt so öfter eben:

Die beiden blieben fröhlich leben.


Bis zum nächsten mal bei Gedichte für intellektuelle und emotionale Dichte zur spirituellen Quelle, kurz Gedichte für Dichte. Was ist eur Lieblingsgedicht von Christian Morgenstern? War es dabei. Schreibt es unten in die Kommentare. Und Daumen hoch, teilen, abonnieren und Glocke aktivieren, wenn ihr weiter das volle Programm wollt. Bis denn ja!

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„Gedichte für Dichte Episode 01: Freiherr Joseph von Eichendorff – Naturgedichte“ direkt öffnen

Joseph von Eichendorff – Naturgedichte

YT-Beschreibung:

Gedichte für die intellektuelle und emotionale Dichte zur spirituellen Quelle, kurz: Gedichte für Dichte. Unser neues Experimentalformat soll Lyrik auf lustige Weise denen näher bringen, die eher nach Unterhaltung suchen – und sich plötzlich in der Tiefe des Ausdrucks der allgegenwärtigen Seele alles Lebenden wiederfinden – auf neudeutsch: deeper shice! Episode 01 mit Freiherr Joseph von Eichendorff und einer Auswahl seiner Naturgedichte. Unterstützt uns, indem ihr unsere Musik auf siriusbiznezz.bandcamp.com oder Sirius Biznezz Klamotten über den Store auf siriusbiznezz.com erwerbt. Danke für euren Support!

Joseph Freiherr von Eichendorff (* 10.03.1788, † 26.11.1857)


Transkription:

Willkommen bei „Gedichte für Dichte“ auf dem Sirius Channel, heute mit Naturgedichten von Joseph Freiherr von Eichendorff. Als wir die neue Kategorie für den Kanal besprochen haben, meinten einige unserer Freunde, der Titel sei irgendwie mehrdeutig, was ich persönlich überhaupt nicht verstehen kann. Deshalb hier eine kurze Definition:

Gedichte für Dichte bedeutet: Dicht und Dichter an der Quelle für Spirituelle, also mehr geistige Dichte durch Dichte zur spirituellen Quelle – eben durch Gedichte.

Keine Ahnung wie man das anders deuten könnte. Also lehnt euch zurück, entspannt euch und lauscht den Worten des Freiherrn. Wir fahren gleich noch die Klangschalen und Atmos rein, knallen ein wenig Waldstimmung auf den Bildschirm und schon wird eure triste Umgebung zur inspirativen Quelle.

Dort in moosumrankten Klüften

Dort in moosumrankten Klüften, Wo der Kühlung Weste wehn,

Und den Kranz um Schläf und Hüften Elfen sich im Tanz ergehn.

Dort harr ich des lieben Mädchens, Wenn durchs Grau der Morgen bricht

Und das grüne Rosenpfädchen Sanft bestreut mit mattem Licht.

Dort harr ich, wenn sich die Sonne In des Sees Fluten taucht,

Und der Abend neue Wonne In des Müden Seele haucht.

Denn nur wenig Jahr durchglühet Uns der Jugend Götterhauch

Und, ach – nur zu früh verblühet Uns des Lebens Blütenstrauch.


Wär’s dunkel, ich läg‘ im Walde

Wär’s dunkel, ich läg‘ im Walde, Im Walde rauscht’s so sacht,

Mit ihrem Sternenmantel Bedeckt mich da die Nacht;

Da kommen die Bächlein gegangen, Ob ich schon schlafen tu?

Ich schlaf nicht, ich hör noch lang Den Nachtigallen zu.

Wenn die Wipfel über mir schwanken, Da klingt die ganze Nacht.

Das sind im Herzen die Gedanken, Die singen, wenn niemand wacht.


Wie schön, hier zu verträumen

Wie schön, hier zu verträumen, die Nacht im stillen Wald

Wenn in den dunklen Bäumen das alte Märchen hallt.

Die Berg‘ im Mondesschimmer wie in Gedanken stehn,

Und durch verworrne Trümmer die Quellen klagend gehn.

Denn müd ging auf den Matten die Schönheit nun zur Ruh,

Es deckt mit kühlen Schatten die Nacht das Liebchen zu.

Das ist das irre Klagen in stiller Waldespracht,

Die Nachtigallen schlagen von ihr die ganze Nacht.

Die Stern gehn auf und nieder – wann kommst du, Morgenwind,

Und hebst die Schatten wieder von dem verträumten Kind?

Schon rührt sich’s in den Bäumen, die Lerche weckt sie bald –

So will ich treu verträumen die Nacht im stillen Wald.


Dort ist so tiefer Schatten

Dort ist so tiefer Schatten, Du schläfst in guter Ruh,

Es deckt mit grünen Matten Der liebe Gott dich zu.

Die alten Weiden neigen Sich auf dein Bett herein,

Die Vöglein in den Zweigen Sie singen treu dich ein.

Und wie in goldnen Träumen Geht linder Frühlingswind

Rings in den stillen Bäumen – Schlaf wohl mein süßes Kind!

Mondnacht s war, als hätt‘ der Himmel Die Erde still geküßt,

Daß sie im Blütenschimmer Von ihm nun träumen müßt‘.

Die Luft ging durch die Felder, Die Ähren wogten sacht,

Es rauschten leis die Wälder, So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte Weit ihre Flügel aus,

Flog durch die stillen Lande, Als flöge sie nach Haus.


Interpretation Im ersten Vers drückt sich Eichendorff sehr bildhaft aus. Normalerweise wird in Naturgedichten aus der Zeit der Romantik die erste Strophe zum Schaffen einer Atmosphäre, eines Stimmungsbildes genutzt. Das könnt ihr gerne auch mal an allen vorherigen Gedichten überprüfen. Es geht hier aber mehr um Gefühle als darum eine umweltliche Stimmung zu erzeugen. Man fragt sich, was hat den jenigen, der das Gedicht verfasst hat, in diese Gefühlslage versetzt. Dann im zweiten Vers spüren wir den Windhauch im Gesicht, der in Wellen warm und dann wieder kühlend über die Haut streicht. Dieser Luftzug kommt vom Feld, „Die Ähren wogten sacht.“ Ende der zweiten Strophe steht der Protagonist dann in einer weiten, offen Landschaft in einer sternenklaren Nacht. Diesen Anblick gepaart mit diesem Gefühl kann man nur dann kennen, wenn man fernab der Zivilisation ohne jede künstliche Beleuchtung bei klarem Himmel in der freien Natur ist. Mehr Interpretation im Video…

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